Wind in der Ägäis
Der Meltemi, vom türkischen Wort meltem für Brise, ist der vorherrschende Wind der Sommermonate in der Ägäis.
Als regionales Windsystem zählt er zu den Etesien, den jährlich wiederkehrenden Winden. Sobald stabile Druckunterschiede zwischen dem Azorenhoch und dem Monsuntief über Südwestasien entstehen, fliesst an deren Flanken kühle Kontinentalluft nach Kreta ab. Das Balkanhoch und das Hitzetief über der Türkei verstärken diese Luftströmung, zudem bewirkt die gebirgige Topografie ein Abtrocknen der Luft und kanalisiert den Wind ebenso wie die zahlreichen Inseln der Ägäis. Ab Mai kommen zunächst leichte Nordwinde auf, etwas später setzt dann der Meltemi ein. Von Juni bis September liegt die Wahrscheinlichkeit seines Auftretens bei 70%, meist geht ihm eine klare Nacht voraus, manchmal sogar mit Wetterleuchten, das Barometer steigt und das Deck ist am folgenden Morgen frei von Tau. Er setzt üblicherweise am Vormittag ein und frischt rasch auf, bläst nachmittags am stärksten und flaut bei Sonnenuntergang etwas ab. Sein Maximum erreicht er im Juli und August, an 15 bis 35% der Sommertage weht er mit 6 bis 8 Bft und erzeugt erheblichen Wellengang. Bleibt der Meltemi aus, gibt es meist eine angenehme Seebrise aus dem südlichen Sektor mit 2 bis 4 Bft. Im Sommer beschreiben die Schlechtwettertiefs einen weiten Bogen um das östliche Mittelmeer, so dass Sturm selten ist. Gegenspieler des Meltemi ist der Scirocco aus Südwest, der sich vorwiegend im Frühling und im Herbst mit Sichtverschlechterung meldet. Ist die sommerliche Hitze im Frühling noch nicht aufgebaut oder im Herbst nicht mehr wirksam, kann es über Nacht zu völlig anderen Wetterlagen kommen. Zu diesen Jahreszeiten sind auch Gewitter am häufigsten, Wasserhosen werden meist im Spätsommer und Herbst beobachtet. Im Winter sind die Winde variabel und frischen mit den durchziehenden Tiefs auf. In der Nordägäis weht der Meltemi aus Nordost, während er sich gegen Süden fächerförmig ausbreitet. In den Kykladen kommt er aus Nord, vor Kreta sowie im Dodekanes dreht er auf Nordwest, nahe dem Peloponnes ist er zahmer und kommt aus Nordost. Der Meltemi kann für traumhafte Segelbedingungen sorgen, aber auch schnell viel Druck machen, somit sollte man auf jeden Fall nur seeklar auslaufen. In Meerengen und um Kaps wird der Wind beschleunigt, im Lee von Steilküsten ist mit heftigen Fallböen zu rechnen. Aufgrund der Windstärke sind die Kykladen und der Dodekanes im Sommer nur für erfahrene Crews geeignet, weniger Geübte verlegen den Ägäis-Törn in die Vor- oder Nachsaison oder an die östliche Festlandküste.